Mamelucken

Mamelucken
Mamelụcken
 
[italienisch mammalucco, von arabisch mamlūk »in Besitz genommen«, »Sklave«, zu malaka »besitzen«], Mamlụken, Bezeichnung der Kaufsklaven türkisch-kaukasischer Herkunft, die, nach sorgfältiger Ausbildung und Bekehrung zum Islam freigelassen, unter den Aijubiden in Ägypten und Syrien Kriegsdienst leisteten, aber auch im Staatsdienst eingesetzt wurden. Die Einrichtung der Militärsklaverei geht bis ins 9. Jahrhundert zurück, zahlenmäßig und politisch bedeutsam wurden die Mamelucken jedoch erst gegen Ende der Aijubidenherrschaft. Generäle der Mamelucken ergriffen 1250 schließlich selbst die Macht und beherrschten bis zur osmanischen Eroberung (1516/17) von Kairo aus Ägypten mit Syrien.
 
Die herrschende Schicht der Mamelucken gliederte sich in die Bahriten (1250-1382/90) und die Burdjiten (1382/90-1517), benannt nach ihren ursprünglichen Garnisonen (bahrija »die am großen Fluss«, auf der Nilinsel Roda bei Kairo, sowie burdjija »die in den Türmen«, in der Zitadelle von Kairo). Während bei den (türkisch-kiptschakischen) bahritischen Mamelucken die Erbfolge überwog, wurde sie unter den v. a. tscherkessischen Burdjiten zur Ausnahme. Nach dem Tod oder Sturz eines Sultans nahm die Militäroligarchie eine Neuwahl vor; gab es keine wirkliche tscherkessische »Dynastie«.
 
Nach der Eroberung Bagdads durch die Mongolen (1258) verlagerte sich das politische, religiöse und kulturelle Schwergewicht der arabisch-islamischen Welt in das von den Mamelucken beherrschte Ägypten, das die Mongolen durch den Sieg am Goliathsquell (Ain Djalut) in Palästina (1260) abwehren konnte. In der Folge wurden die letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer in Syrien und Palästina erobert. Als Feldherren und Staatsmänner ragten v. a. die Sultane Baibars I. (1260-77) und Kalaun (1279-90) hervor. Die Anwesenheit abbasidischer Schattenkalifen (1261-1517; Kalif) erhöhte die Legitimität und das Prestige der Mameluckensultane. Auch nach der osmanischen Eroberung spielten die Mamelucken in Politik und Verwaltung Ägyptens noch jahrhundertelang eine wichtige Rolle, bis 300 ihrer führenden Beis 1811 auf Befehl Mehmed Alis einem Massaker in der Zitadelle von Kairo zum Opfer fielen.
 
 
D. Ayalon: Studies on the Mamluks of Egypt (London 1977);
 D. Ayalon: The Mamluk military society (ebd. 1979).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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